Die Büsumer Werft
Die erste historisch belegte Büsumer Werft befand sich auf der Horst, einer kleinen Sanddüne vor der Südseite des alten Hafens auf der heute der Leuchtturm steht. Der Schiffszimmermann Hermann Albers betrieb ab 1902 die Reparaturen und auch Neubauten auf dieser Werft. 1920 wurde die Werft von Kramer & Vagt aus Kiel übernommen. Die Werft wurde durch eine größere Halle erweitert.
1925 lief der Lustkutter „Hubertus“ als letzter Neubau der Werft auf der Horst vom Stapel. Die Werft sollte auf die aufgeschüttete Insel umziehen. Die „Hafeninsel“ liegt heute zwischen den Hafenbecken II und III. Mit dieser Hafenbaumaßnahme wurde mehr Liegeplatz für die Krabbenkutter in Büsum und ein Schutz gegen Sturm aus östlichen Richtungen geschaffen. 1926 war es dann so weit, die Werft zog auf die neue Insel, die durch einen hölzernen Steg mit der Pier vor dem Ostdeich verbunden war.

Die Feuerland
1927 ließ Gunther Plüschow seinen Forschungskutter für die Feuerland-Expedition auf der neuen Büsumer Werft bauen. Im Oktober wurde das Schiff auf dem Namen „Feuerland“ getauft. Auch in den Folgejahren wurden auf dieser Werft mehrere Neubauten fertiggestellt.
Im Juni 1930 ging die Werft dann aufgrund der allgemeinen schlechten Wirtschaftlage in Konkurs, Mitte Juli nahmen die Schiffzimmerer Albers, Mahnsen und und Gerlach die Büsumer Werft bis zum Zwangsverkauf in Pacht.
1932 im Juli wurde die Werft vom Ingenieur Kohn aus Lauenburg ersteigert, im August wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Im folgenden Jahr liefen wieder mehrere neue Kutter auf der Werft vom Stapel.
1936 wurde die Werft vom gelernten Bootsbauer Wilhelm Sielaff aus Hamburg übernommen und renoviert. Im April nahm die Werft ihre Arbeit wieder auf.
1939 begann der Bau des neuen „Ostdeiches“ von der ebenfalls neu gebauten Schleuse bis nach Deichhausen. Damit war der Hafen komplett eingedeicht und in den weiteren Jahren wurde der Hafenkoog aufgeschüttet. Das Hafenbecken III wurde angelegt und ein weiteres Hafenbecken geplant. Auch nach dem Krieg und der Währungsreform konnte sich die Werft behaupten und lieferte eine Reihe von Neubauten aus.
Im September 1951 wurde eine neue Schiffsbauhalle für die Inselwerft genehmigt. 1955 wurde begonnen am Anfang des Hafenbecken III Schlick aufzuspülen, hier am Kopf des Hafenbecken III sollte die neue Werft entstehen.
1957 entstand am Kopf des Hafenbeckens III eine neue Schiffsbauhalle für die Büsumer Werft, die inzwischen unter dem Namen W. u. E. Sielaff firmierte.
1959 entstand am Kopf des Hafenbecken II eine neue Slipanlage und ein kleiner Zweigbetrieb der Tönninger Schiffswerft Dawartz übernahm Reparaturen an den Kuttern. Die Werft am Hafenbecken II wurde 1960 vom Schiffbauingenieur Andres übernommen. Während die „große“ Büsumer Werft mehr und mehr Frachter und Küstenmotorschiffe baute, wurde die „kleine“ Werft am Hafenbecken II immer wichtiger für die Krabben- und Fischkutter. Reparaturen und kleinere Neubauten fanden auf der kleineren Werft statt.
Büsumer Schiffswerft GmbH Harmstorf
1962 wurde die Boots- und Kutterwerft im Hafenbecken II vom Bootsbaumeister Friedr. Wilh. Lühr und Frau aus Glücksburg übernommen und mit Erfolg weitergeführt. 1963 war die Werft von W. u. E. Sielaff in einer Krise. Die Aufträge waren nicht mehr so hoch wie in den 50er Jahren und die Konkurrenz unter den Werften wurde immer größer. Da die Eheleute Sielaff keine eigenen Nachkommen hatten, verkauften die Eheleute die Werft an den Hamburger Reeder und Werftbesitzer A. Harmstorf. Die Werft trug mit diesem Zeitpunkt den Namen „Büsumer Schiffswerft GmbH Harmstorf“.
Bis 1965 wurden große Teile der kaufmännischen Abteilung sowie Planung und Konstuktion an die Schlichtingwerft in Lübeck-Travemünde ausgelagert und die Werft fungierte als Fertigungsbetrieb weiter. Erweiterungen wurden vorgenommen und neue Fertigungstechniken entwickelt um die Bauzeiten weiter zu verkürzen.
Die Schiffsbauten auf der Werft wurden immer größer,die Frachter passten nur noch bei Hochwasser ganz knapp durch die alte Schleuse. Die Belegschaft war in den Jahren auf etwa 275 Personen angewachsen und der Bau einer größeren Schleuse wurde gefordert. Immer längere Frachter und Kühlschiffe forderten auch einen anderen Stapellauf. Ab 1973 wurden die Schiffe quer über eine senkrechte Kante in das Hafenbecken III gekippt.



1976 wurden schliesslich Bundesmittel für einen Schleusenneubau freigegeben, da die Reparatur der alten Schleusenanlagen nicht mehr wirtschaftlich war. 1978 erreichte allerdings die Werftenkrise auch die Büsumer Schiffswerft. Trotzdem wurden ab April 1979 die Arbeiten für die neue Schleuse in angriff genommen. 1979 wurde Kurzarbeit für die über 300 Beschäftigten auf der Werft angemeldet. Es gab aber noch keine Entlassungen, weil mit Fertigstellung der neuen Schleuse auf größere Aufträge gehofft wurde.
1980 war der Bau der Schleuse mit dem Einbau der Sturmflutschutztore auf seinem Höhepunkt angelangt. 1982 wurde die neue Schleuse freigegeben und es konnten nun auch größere Schiffe den Büsumer Hafen anlaufen. Von der Werft wurde in diesem Jahr ein Schwimmdock angeschafft, damit auch Reparaturarbeiten an größeren Schiffen durchgeführt werden können. Reimer Landberg übernahm 1982 die „kleine Werft“ mit der Slipanlage im Hafenbecken II. Bis 1985 lief das Geschäft mit den Reparaturen und Neubauten auf der Büsumer Werft gut. Durch die Herabsetzung der steuerlichen Verlustquote ab Januar 1985 gingen die Investitionen in Schiffsbauten zurück.
Gleich mit Beginn des Jahres 1986 wurde auf der Büsumer Werft wieder Kurzarbeit eingeführt. Im Juli wurde für die gesamte Harstorf-Gruppe der Vergleich angemeldet und am 30. September ging auf der Werft die letzte Schicht zu Ende. Am 25. November wurde dann das Inventar der Büsumer Werft versteigert. Die Inventarliste mit freundlicher Genehmigung vom Auktionshaus Dechow aus Hamburg:










































Aber es ging weiter. Im Januar 1987 gründete Dipl. Ing.K. Timm die „Timm Metallbau und Schweißtechnik GmbH“. Die Firma Kohnert versuchte neben der Slipanlage der kleinen Werft eine neue hochmoderne Slipanlage an der Kaimauer zu errichten. Die Firma Kohnert war seit 1956 als Maschinenbau- und Schiffsreparaturbetrieb in Büsum ansässig. 1989 wurde die neue Slipanlage in Betrieb genommen. 1989 kaufte die Firma Timm ein neues Schwimmdock, dass Ende März im Büsumer Hafen vertäut wurde.
Im Februar 1995 wurde zwar noch ein neues Schwimmdock für die Firma Timm in den Büsumer Hafen geschleppt und in Betrieb genommen, aber durch den Druck der Werften im Osten war schon lange eine Schieflage entstanden. Im Dezember meldete die Firma Timm den Konkurs an.


